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Neustart in der Fremde.

Es ist eines der drängendsten Probleme Kolumbiens: Immer mehr Menschen zieht es in die Städte, weil sie auf dem Land oder in ihrer Heimat keine Zukunft mehr sehen. Doch statt neuer Hoffnung erfahren sie wieder Not und Verzweiflung. Die Salvatorianerinnen unterstützen in dieser Situation vor allem Frauen und Mütter, selbständig einen Weg aus den sozialen Brennpunkten und Slums zu finden.

Landflucht, Flucht vor der Gewalt des Bürgerkrieges im eigenen Land oder Flucht vor der Not in Venezuela – Hoffnungslosigkeit treibt tausende Menschen in die Städte Kolumbiens. Ausgerechnet jetzt erlebt das Land seine schwerste Wirtschaftskrise und es kommt besonders unter der armen Bevölkerung zu Verteilungskämpfen.

Die ohnehin angespannte soziale Lage droht zu kippen. Um das zu verhindern und besonders Frauen und Müttern einen Weg aus der Armut zu zeigen, haben die Salvatorianerinnen um Schwester Gladys in Cali bereits vor zehn Jahren ein Ausbildungsprogramm etabliert. Frauen werden für einen Beruf vorbereitet und erhalten gleichzeitig Hilfe für ihren Familienalltag.

Mut und Entschlossenheit – mitten im Elend

Eine dieser Frauen ist die 31-jährige Yeny Paola. Ihr Mann Juan starb vor wenigen Monaten durch einen tragischen Unfall. Jetzt ist Yeny mit ihren drei Töchtern allein; unterstützt wird sie von ihrer Mutter und den Salvatorianerinnen. Ihr größter Wunsch ist es, auf eigenen Beinen zu stehen und eine kleine Wohnung zu beziehen. Darum sucht sie nach einer Anstellung als Krankenpflegerin. Das Ausbildungsprogramm der Salvatorianerinnen hat sie auf diesen Beruf vorbereitet und verschafft ihr einen Vorteil bei Bewerbungen. „Sie liebt ihre Kinder über alles. Das gibt ihr Kraft und Stabilität in dieser schwierigen Zeit. Ich bewundere ihren Mut und ihre Entschlossenheit, weiterzumachen“, berichtet Schwester Gladys. Sie hat Yeny über Wochen begleitet.

Auch die 16-jährige Wilmari gehört zu Schwester Gladys‘ Schützlingen. Sie stammt aus einem kleinen Dorf in Venezuela. Ihre Mutter starb, als Wilmari acht Jahre alt war. Die Schule besuchte sie nur vier Jahre lang. Danach half sie, die neunköpfige Familie durchzubringen. 2020 brach sie auf, um mit Bussen, Lastwagen und zu Fuß nach Kolumbien zu gelangen, so wie es fast zwei Millionen Flüchtlinge in den vergangenen Jahren gemacht haben.

Entwurzelt von Heimat und Familie

Doch dort wartete keine bessere Zukunft auf die junge Frau, sondern die Slums der Großstadt werden ihr neues Zuhause. Kurz nach ihrer Ankunft lernt sie Jesús kennen. Jesús ist ebenfalls Flüchtling aus Venezuela. Als Müllsammler versucht er, sein Überleben zu sichern. Wilmari wird schwanger. Jetzt lebt die junge Familie in einem Raum mit 30 anderen Menschen unter unmenschlichen Bedingungen. „Es fehlt an allem, was ein Leben in Würde ermöglicht. Wilmari und Jesús leiden nicht nur unter wirtschaftlicher Armut. Sie sind entwurzelt, heimatlos. Sie leiden unter der Trennung von ihrer Kultur, ihrer Heimat und ihrer Familie“, beschreibt Schwester Gladys die Not der beiden.

Für das junge Paar ist es ein erschöpfender Kraftakt, jeden Tag das Geld für die erbärmliche Unterkunft aufzutreiben. Bei den Schwestern lernt Wilmari, wie sie ihren Sohn richtig pflegt und schützt. Danach soll auch sie in ein Programm zur Berufsvorbereitung kommen. Für Schwester Gladys ist selbstverständlich, dass sie die Hoffnung niemals aufgibt: „Die Menschen rufen nach Rettung. Als Salvatorianerinnen bauen wir Brücken der Barmherzigkeit, Brücken zum Leben!“

Eine Herberge, die Schutz gibt

Maria und Joseph sind in der Fremde ohne ein Dach über dem Kopf. Das Weihnachtswunder in Bethlehem beginnt mit der Suche nach einer Herberge. Bis heute – und gerade heute – bewegt uns das.

Nie zuvor waren weltweit so viele Menschen, Mütter und Kinder, unterwegs, gestrandet, getrennt von Heimat und Freunden, auf der Flucht und auf der Suche nach Frieden, nach Sicherheit und Geborgenheit, nach menschlicher Nähe.

So auch in Kolumbien. Nach fünf Jahrzehnten Gewalt in einem Bürgerkrieg zwischen staatlichen Sicherheitskräften, linksgerichteten Guerillagruppen (FARC) und rechtsgerichteten Milizen, sind acht Millionen Kolumbianer zu Flüchtlingen im eigenen Land geworden. Verschärft wird die bereits prekäre Lage durch die 1,8 Millionen Flüchtlinge, die in den vergangenen fünf Jahren aus dem benachbarten und verarmten Venezuela gekommen sind.

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