In einem fremden Land

In Jordanien arbeiten rund 70.000 Einwanderer aus Südostasien – die meisten von ihnen Frauen – als Hausangestellte oder in Textilfabriken. Häufig werden sie Opfer von Menschenrechtsverletzungen, mit teils schlimmen Folgen. Unsere Schwestern in der Hauptstadt Amman leisten seelischen Beistand und konkrete Hilfe – und fordern Gerechtigkeit für die Migrantinnen.

Falsche Versprechungen

Die Frauen kommen über sogenannte „Anwerbeagenturen“ nach Jordanien (und andere Länder des Nahen Ostens). Über 150 dieser Agenturen gibt es allein in Sri Lanka. Sie locken die Frauen mit falschen Versprechungen von leichter und gut bezahlter Arbeit und wissen: Auf die in großer Armut lebenden Frauen wirkt ein solches Angebot wie ein letzter großer Hoffnungsschimmer. Und so verlassen sie, oft binnen einer Woche, ihre Familie und ihre Heimat, um einen Arbeitsvertrag in Jordanien zu erfüllen. Zwei Jahre, dann ist alles gut, ist der Gedanke, der sie antreibt.

Leben in der Illegalität 

Bei der Einreise erleben viele Frauen einen Schock: Ihre Ausweisdokumente werden von den Arbeitsvermittlern beschlagnahmt, auch erhalten sie keine Kopie ihres Arbeitsvertrages. Somit sind die Frauen ihren Arbeitgebern praktisch ausgeliefert. Hat dieser keine Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis beantragt, halten sich die Frauen illegal im Land auf. Vielen Migrantinnen werden freie Tage und (regelmäßige) Lohnzahlungen verweigert. Gewalt, auch sexueller Art, müssen sie ebenfalls erdulden. Doch weil ihnen die nötigen Dokumente fehlen, haben sie keine Möglichkeit, sich an die Behörden zu wenden, wenn sie Unrecht erfahren. Einfach gehen können sie auch nicht. Viele tun es trotzdem – und landen völlig schutzlos in der Illegalität.

Vielfältige Hilfe

Bei den Salvatorianerinnen erhalten die Frauen Hilfe. „Wir besuchen die Frauen in den Fabriken und Haushalten und organisieren Zusammenkünfte, Gottesdienste, kulturelle Veranstaltungen und Feste an zentralen Orten, um ein Gefühl der Zusammengehörigkeit zu vermitteln“, erzählt die aus Deutschland stammende Schwester Ursula Hopfensitz. Auch Beratung gehört dazu: „Wir klären die Frauen über ihre Rechte auf und darüber, wo sie Hilfe erhalten können. Wer seinen Arbeitsplatz verlassen hat, kann beispielsweise in einem safe house unterkommen, einem Schutzhaus, das die jeweilige Botschaft eingerichtet hat.“ Auch kostenlosen Rechtsbeistand vermitteln die Schwestern. Wer in großer Not ist, dem helfen die Schwestern zudem mit Essens- und Kleiderpaketen und mit finanzieller Unterstützung. Im Zweifel auch mit einem Rückflugticket.

Aufklärung in der Heimat

Außerdem arbeiten die Schwestern aus Amman mit ihren Mitschwestern und Rückkehrerinnen in Sri Lanka zusammen, um schon in der Heimat vieler Frauen aufklären zu können. „Unser Ziel ist es, den Frauen Perspektiven in ihrem eigenen Land aufzuzeigen“, erklärt Sr. Ursula. „Wer dennoch Sri Lanka und damit Familie und Freunde verlässt, soll zumindest gut informiert sein.“ Das Ziel der Rückkehr dürfen die Frauen dabei nie aus dem Blick verlieren. Irgendwann müssen sie Jordanien verlassen, eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis gibt es nicht.